Das Römische Dodekaeder ist ein hohles Objekt aus Bronze oder Stein. Es hat zwölf fünfeckige Flächen und wurde hauptsächlich an Fundstätten des Römischen Reiches in Europa entdeckt. Sein genauer Zweck bleibt jedoch unbekannt. Wissenschaftler vermuten, dass es in der Astronomie, für religiöse Rituale, als Messinstrument oder sogar als Lampenständer verwendet worden sein könnte. Dieses Rätsel ist zu einem Schwerpunkt archäologischer Forschung geworden.
Was ist das Römische Dodekaeder?
Das Gallisch-Römische Dodekaeder besteht aus zwölf fünfeckigen Flächen. Diese weisen meist Löcher und runde Vorsprünge an den Kanten auf. Die meisten Dodekaeder sind aus Bronze gefertigt, einige steinerne Exemplare haben keine Löcher oder Vorsprünge. Sie sind typischerweise faustgroß, mit einer Höhe von 4 bis 11 Zentimetern. Die Löcher variieren im Durchmesser zwischen 6 und 40 Millimetern.

Das erste bekannte Dodekaeder wurde 1739 in Aston, Hertfordshire entdeckt. Seitdem fand man mindestens 116 dieser Objekte – von Nordengland bis Ungarn. Die meisten stammen aus Gallien, insbesondere aus dem Rheinland, der heutigen Schweiz, Ostfrankreich, Süddeutschland und den Benelux-Ländern. Einige wurden zusammen mit Münzen gefunden, was auf ihren Wert hinweist. Die meisten datieren ins 2. und 3. Jahrhundert n. Chr.
Die Entdeckung des größten gallisch-römischen Dodekaeders
Im Juni 2023 entdeckte ein Hobbyarchäologe aus Norton Disney im Osten Englands das größte bekannte gallisch-römische Dodekaeder. Das Objekt lag in einer etwa 1.700 Jahre alten römischen Grube, „in situ“ platziert in einem römischen Tongefäß aus dem 4. Jahrhundert. Weitere Ausgrabungen sollen die Funktion der Grube klären.
Das hohl gegossene Bronzeobjekt ist faustgroß. Seine zwölf Fünfeckflächen haben unterschiedlich große Löcher, jede der 20 Ecken ziert ein kugelförmiger Vorsprung. Mit 7,6 cm Höhe und 0,23 kg Gewicht gehört es zu den größten Exemplaren. Die Legierung besteht aus 75 % Kupfer, 7 % Zinn und 18 % Blei. Es ist das einzige in Zentralengland gefundene Stück und handwerklich außergewöhnlich. Die Archäologin Lorna Hitchens datiert es zwischen 43 und 410 n. Chr. Trotz dieser klaren Befunde bleibt die genaue Nutzung rätselhaft.
Das Rätsel um die Funktion

Römische Quellen erwähnen Dodekaeder nicht. Das Norton-Disney-Team hält Messzwecke für unwahrscheinlich, da die Größen variieren. Fehlende Gebrauchsspuren deuten gegen Werkzeugnutzung. Die aufwändige Herstellung spricht gegen alltägliche Verwendung, zumal einfachere Alternativen existierten.
Weltweit sind 130 römische Dodekaeder bekannt, meist aus nördlichen/westlichen Provinzen (heutiges Frankreich und deutsche Alpenregion). In Großbritannien fand man 33 Exemplare, darunter 1989 eines nahe einer Pferdegottheit-Statue.
Aberglaube im Römischen Reich
Aberglaube prägte die römische Gesellschaft. Aktuelle Forschungen vermuten Verbindungen zu lokalen Kulten. Das Team plant weitere Ausgrabungen am Fundort, um dem Geheimnis dieser mysteriösen Objekte näherzukommen.