In der Amazon-Prime-Serie Bosch gibt es eine Szene, in der Detective Harry Bosch den Finger eines Verstorbenen verwendet, um dessen Telefon zu entsperren. Auf den ersten Blick mag dies beunruhigend wirken, aber es besteht kein Grund zur Sorge. Diese Methode funktioniert nur in der Serie, nicht im echten Leben. In der Realität ist es nicht so einfach. Sobald ein Mensch stirbt, verliert der Fingerabdruck seine elektrische Ladung. Dadurch kann der Fingerabdrucksensor des Telefons ihn nicht mehr erkennen und das Gerät nicht entsperren.
Fingerabdrücke sind Teil unseres täglichen Lebens. Wir verwenden sie für alles, von Führerscheinen bis zum Entsperren von Telefonen. Doch was passiert mit unseren Fingerabdrücken nach dem Tod? Wie haltbar sind sie?
Verändern sich Fingerabdrücke nach dem Tod?
Viele Menschen glauben, dass Fingerabdrücke einzigartig und unveränderlich sind. Forschungen deuten jedoch auf das Gegenteil hin. Mit der Zeit nimmt die Zuverlässigkeit der Fingerabdruckerkennung ab. Dies deutet darauf hin, dass sich Fingerabdrücke im Laufe eines Lebens leicht verändern können. 
Dennoch ist es möglich, Fingerabdrücke von kürzlich Verstorbenen oder gut erhaltenen Leichen zuverlässig zu identifizieren. Bei Verstorbenen kann es erforderlich sein, die steifen Finger gewaltsam zu strecken. Möglicherweise sind auch spezielle Werkzeuge zur Abnahme der Abdrücke nötig.
Bei Leichen, die bereits Verwesungserscheinungen zeigen, ausgetrocknet oder im Wasser gelegen haben, wird die Situation komplexer. Dennoch ist es nicht unmöglich. Forensische Experten können Hände oder Finger entfernen und zur weiteren Bearbeitung ins Labor schicken. Bei stark geschädigter Haut können Silikonabdrücke angefertigt werden, um die Fingerabdruckmuster zu erfassen. Diese Abdrücke sind für Identifizierungen immer noch nutzbar.
Fortschritte bei der postmortalen Fingerabdruckgewinnung
Wissenschaftler haben bedeutende Fortschritte bei der Gewinnung von Fingerabdrücken von Verstorbenen gemacht. Eine 2013 im GMS Journal of Interdisciplinary Plastic and Reconstructive Surgery veröffentlichte Studie stellte eine Technik namens “Leichenverarbeitung” vor. Diese Methode beinhaltet die Entnahme von Körperflüssigkeiten aus anderen Körperteilen, um die Festigkeit und das Volumen der Finger wiederherzustellen und so die Abdrucknahme zu erleichtern.
An der Studie waren 400 Leichen in verschiedenen Verwesungsstadien beteiligt. Bei etwa drei Vierteln der Leichen konnten brauchbare Fingerabdrücke für automatische Identifizierungssysteme gewonnen werden. In 11 % der Fälle waren die Abdrücke klar genug, um mögliche Übereinstimmungen auszuschließen.
Obwohl es nur begrenzte Forschung dazu gibt, wie lange postmortale Fingerabdrücke nutzbar bleiben, zeigen einige Studien, dass biometrische Daten in warmen Klimazonen bis zu vier Tage nach dem Tod gewonnen werden können. In kälterem Klima sind Daten sogar bis zu 50 Tage nach dem Tod abrufbar.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fingerabdrücke zwar nach dem Tod noch zur Identifizierung genutzt werden können, aber keine Geräte wie Telefone entsperren können. Der Grund dafür ist der Verlust der elektrischen Ladung, die für das Entsperren notwendig ist. Mit der Zeit nimmt die Zuverlässigkeit der Fingerabdruckerkennung ab, was darauf hindeutet, dass sich die Muster im Laufe des Lebens leicht verändern können.
Durch fortschrittliche Techniken können Experten jedoch die Festigkeit und das Volumen der Finger wiederherstellen. Dies ermöglicht die Gewinnung brauchbarer Fingerabdrücke selbst von Leichen in fortgeschrittenen Verwesungsstadien.
