Wenn man über die Geschichte des Weihnachtstruthahns spricht, sticht ein Gericht in der angelsächsischen Welt besonders hervor – der Truthahnbraten. Doch wie hat dieser amerikanische Vogel den festlichen Esstisch erobert?
Die Ursprünge des Weihnachtstruthahns
Vor dem Zeitalter der Entdeckungen hatten Europäer noch nie einen Truthahn gesehen. Truthähne stammen ursprünglich aus Amerika, was bedeutet, dass traditionelle europäische Weihnachtsfeste truthahnfrei waren. Festliche Mahlzeiten erforderten jedoch ein prächtiges Gericht, und im Laufe der Geschichte war Geflügel – ob Huhn, Ente oder Gans – ein Grundnahrungsmittel für Festessen.

Wie sahen mittelalterliche Weihnachtsessen aus?
Im mittelalterlichen England feierte man Weihnachten mit aufwendigen Fleischgerichten. Für einfache Leute waren Huhn- oder Entenbraten üblich. Die Wohlhabenden wählten jedoch etwas Extravaganteres:
- Gansbraten – Ein prestigeträchtiges Weihnachtsgericht vor der Truthahn-Ära.
- Ganzes Schweinskopf – Mittelpunkt der mittelalterlichen königlichen Festmahlen für pompöse Inszenierung.
- Exotisches Fleisch – Der Adel briet manchmal Pfauen und andere seltene Vögel zur Schau.

Wie wurde der Truthahn Teil der britischen Weihnachtstradition?
Mit dem Aufstieg der Tudor-Dynastie und der raschen Ausweitung des britischen Überseehandels begannen die neu reichen Kaufleute des Landes, mit dem Adel in prunkvollen Festmahlen zu konkurrieren. Wenn eine Adelsfamilie einen Pfauen briet, fühlten sich die wohlhabenden Kaufleute gezwungen, nachzuziehen.
Gleichzeitig erreichte ein anderer großer Vogel die britischen Häfen – das Perlhuhn aus Afrika. Diese Vögel kamen über das Osmanische Reich nach England, weshalb die Engländer sie als “Truthahnvögel” bezeichneten.

Als die Briten Nordamerika erreichten, fanden sie wilde Truthähne in Hülle und Fülle. Da das Braten von großem Geflügel bereits eine Weihnachtstradition war, wurden diese Vögel zur perfekten Wahl für das Festmahl.
Gleichzeitig begannen die Briten auch, amerikanische Truthähne nach England zu verschiffen, wo sie ab dem 16. Jahrhundert allmählich die Weihnachtsgans ersetzten.

Die Truthahn-Namensverwirrung
Interessanterweise hat der Name “Truthahn” weltweit für Verwirrung gesorgt. Da britische Händler Perlhühner ursprünglich mit dem Osmanischen Reich in Verbindung brachten, blieb der Name “Truthahn” haften, als sie später auf amerikanische Truthähne trafen.

Doch hier kommt die Ironie:
- Die Briten nannten Truthähne “Truthahn”, obwohl sie aus Amerika stammten.
- Die Türken erhielten Truthähne aus der Neuen Welt, doch da viele Europäer damals Amerika für Teil Indiens hielten, nannten die Türken sie “Hindi” (indischer Vogel).
- Heute nennen die meisten Länder Truthähne “Truthahn”, während die Türkei sie “Hindi” nennt.

Schmeckt Truthahn eigentlich gut?
Trotz seines Status als ultimatives Weihnachtsgericht ist Truthahn nicht besonders schmackhaft. Die meisten Angelsachsen geben zu, dass sie ihn hauptsächlich aus Tradition essen. Ähnlich wie Mondkuchen zum Mittherbstfest dient der Truthahn oft als festlicher Blickfang – der nach den Feierlichkeiten meist ignoriert wird!